Porajmos ...
500.000 Sinti und Roma fielen dem Porajmos, so nennen wir den Holocaust, in ganz Europa zum Opfer.
Nahezu alle Hamburger Sinti wurden aus ihrer Heimat deportiert, die meisten am 16. Mai 1940 nach Belzec in Polen. Dort mussten sie auf freiem Feld aussteigen und unter Bewachung selbst das Lager aufbauen, in dem sie eingesperrt wurden. Bereits in den ersten Wochen und Monaten starben viele von ihnen an Entkräftung, Hunger und verschiedenen Krankheiten, die den fürchterlichen Lebensbedingungen geschuldet waren.
Diejenigen, die den ersten Winter überlebten, wurden von Belzec aus in viele weitere Konzentrationslager und Ghettos verschleppt, etliche von ihnen auch in das Vernichtungslager Auschwitz. Dorthin wurden auch die meisten noch in Hamburg verbliebenen Sinti im März 1943 und im April 1944 deportiert. Von denen, die bis 1945 durchhielten, wurden die meisten aus dem Todeslager Bergen-Belsen oder dem KZ Dora Mittelbau in Nordhausen im Harz befreit.
Nach 1945 ging die Ausgrenzung der Sinti bruchlos weiter: Noch 1956 urteilte der Bundesgerichtshof, dass ihre Verfolgung nicht rassistisch begründet gewesen sei, sondern dass es sich dabei um eine »kriminalpräventive Maßnahme« gehandelt habe. Damit war unsere Minderheit praktisch von allen Entschädigungsleistungen ausgeschlossen und galt weiterhin amtlich als »Kriminelle«.
Erst 1982, nach Einsetzen der Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti und Roma, erkannte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt öffentlich an, dass wir Opfer eines Völkermords gewesen sind.
Bis heute gibt es in Hamburg noch keinen angemessenen Erinnerungsort für diese Opfer des Faschismus.
Allerdings wurde mit der Entwicklung der Hafencity der öffentliche Blick auf die Orte der Deportationen, den Hannoverschen Bahnhof am Lohseplatz und den Standort des ehemaligen Fruchtschuppens C, gelenkt. Am Lohseplatz werden ein Dokumentationszentrum und ein würdiger Gedenkort entstehen. Dafür setzt sich der Landesverein u. a. durch Mitarbeit in der von der Kulturbehörde einberufenen »Expertenrunde ehemaliger Hannoverscher Bahnhof« ein.
Vorläufig gibt es einige grundsätzliche Informationen in einem Ausstellungscontainer und eine Erinnerungstafel an die Deportationen.
Jedes Jahr am 11. März und am 16. Mai findet dort unsere Gedenkveranstaltung an die ermordeten Hamburger Sinti und Roma statt. YouTube Link zur Veranstaltung vom 16.5.2015 - Hamburg Journal
Der Landesverein verfügt über eine eindrucksvolle Ausstellung zum Thema. »Ohh Porajmos ... Illustrationen zur Diskriminierungs- und Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma« kann zur öffentlichen Präsentation bei uns ausgeliehen werden.
Der gedruckte Katalog zur Ausstellung ist ebenfalls bei uns als erhältlich.
Unter dem Menüpunkt »Ausstellung« haben wir den Katalog online zur Verfügung gestellt.
Das PDF zum Katalog können Sie hier herunterladen: Porajmos_Katalog.pdf