600 years of misery
Mit diesem Bild begann das gesamte Projekt. Nachdem ich mit dem Bild angefangen hatte, lag es erstmal sechs Jahre herum, bis ich mich entschloss es doch noch zu vollenden. Den Anstoß, ein ganzes Comic zu machen, gab mein Freund Maio mit einer Bemerkung über meine Arbeit. Für mich selbst war es der Beginn meiner eigenen Identitätsfindung, die fern jeder Tradition begann.
Was ich jedoch schnell merkte, war, dass auch nach 600 Jahren der Integration, die Vorurteile in der Mehrheitsbevölkerung und den staatlichen Organen gegenüber Sinti und Roma nicht geändert haben. Noch heute sind wir Menschen zweiter Klasse. Worauf nun soll sich unser Stolz als Volksgemeinschaft begründen, wenn die zentrale genetische Eigenschaft, die immer wieder referiert wird,Kriminalität ist. Dieses Vorurteil geht maximal an der Realität vorbei.
Das einzige, was erklären kann, dass es immer noch besteht, ist die Tatsache, dass die Bildungschancen längst nicht gleich sind. Die Frage bleibt unabhängig davon, warum Sinti und Roma auch nach 600 Jahren Integration und mehr als 500.000 Opfern in der Zeit des Porajmos nicht vollwertige Bundesbürger sind.
Unsere Chancen als gleichwertige Menschen nimmt man uns tagtäglich, unseren Stolz und den unbedingten Willen, trotzdem das Beste aus unserem Leben zu machen, wird man uns nie nehmen können – ganz gleich was noch passiert. Meine Überzeugung ist, dass wir alle nichtsdestotrotz Teil dieser Welt sind und keinesfalls bloß Opfer.
Für diese Anerkennung zu kämpfen, ist immer noch besser als ein Leben ohne Erfüllung zu führen und sich den täglichen Vorurteilen auszuliefern. „Better 2 have a short life that is full of what you like doing than spending a long life in a miserable way“ (Alan Watts). Und so schlecht vieles auch anmuten mag, gibt es immer wieder Zeichen, die Hoffnung wecken.