Hell 4 a Gypsy

Keiner anderen Bevölkerungsgruppe auf deutschem Boden ist so lange, umfassend und nachhaltig hinterher spioniert worden, wie den Sinti. Mit bösen Hintergedanken seitens der »Datensammler« und einer Sammelwut, die so viel bibliothekarisches Material hervorgebracht hat, dass es Forscherteams Jahre kosten würde, diese Datensammlungen zu sichten und auszuwerten.

Wozu diese Gier nach Daten, wozu diese vollständige Erfassung aller Lebensmerkmale, verwandtschaftlichen Bande oder Aussehensfaktoren? Begründen lässt sich das nur mit einem tief verwurzelten Hass auf eine Ethnie, die bereits seit Jahrhunderten verzweifelt versucht, sich zu integrieren, ohne den Bezug zu den eigenen Wurzeln zu verlieren.

Alleine die Vorstellung, dass die gesamte eigene Verwandtschaft nicht nur sprichwörtlich, sondern tatsächlich auf dem Seziertisch landet, muss jedem halbwegs zum Mitgefühl willigen Menschen Schauer über den Rücken jagen, ganz egal welcher Abstammung er selbst ist.

Was jedoch tatsächlich in Deutschland vor sich ging, war ein umfassender Genozid, dessen Grundlagen über Jahrhunderte gelegt waren und mit dem nationalsozialistischen Regime ihrenen Höhepunkt erreichten. Ein Genozid, der kaum brutaler und menschenverachtender ausfallen konnte, der nach dem Krieg im selben Bewusstsein auf anderen (Kommunikations-)Ebenen weitergeführt wurde, der jegliche Verantwortung für das Geschehene vermissen ließ – ebenso wie Ausgleichszahlungen für die große Mehrzahl der Opfer.

In Anbetracht des erdrückenden Ausmaßes dieses Genozids kommt einem die Beharrlichkeit bei der Zahlungsverweigerung und dem Schuldanerkenntnis in angemessener Form lächerlich vor. Bildlich gesprochen war die bisherige Aufarbeitung häufig ein Abfrühstücken mit den Resten aus der Portokasse für mehr als 500.000 Morde – zumal die Zahlen mit den Jahren kontinuierlich nach oben korrigiert werden mussten.

Wann ändert sich das? Wann? Wann endlich wird Gleichberechtigung
mehr als nur Lippenbekenntnis?

Zurück